Blinde Passion  oder „der Doktor“

Ein Leben ohne Pferde ist für ihn nicht vorstellbar. Die Rede st von Dr. Uwe Schulten-Baumer, dem wohl erfolgreichsten Dressurausbilder der letzten Jahrzehnte. „Als ich acht oder neun Jahre alt war, war ich mal zum zuschauen beim Sonntagsreiten in der Reithalle in Duisburg. Da hat mich der Stallgeruch so in der Nase gejuckt, dass ich von da an meine Eltern gequält habe, bis ich reiten durfte.“ Von diesem Weg ist der Doktor, wie er bei den Reitern respekt- und liebevoll heißt, nie mehr abgewichen.

Mit „blinder Passion“ hat der Landwirtssohn aus Essen – Kettwig darauf hingearbeitet, Seite an Seite mit Pferden zu leben. Schule, Krieg – er war bei der Marine, „ aber es gab dort auch Pferde“ - Studium der Wirtschaftswissenschaften, Promotion, erfolgreicher Manager in der Stahlbranche haben verzögernd gewirkt. Aufhalten konnten sie den Doktor nicht. In der kleinen Küche im einem der beiden Stalltrakte in Rheinberg, wo er nun seit ca. 30 Jahren lebt, hängen Fotos von einigen der Reiter an der Wand, die der Doktor geformt hat: Sohn Uwe als Europameister; Nicole Uphoff und Isabell Werth als Olympiasiegerinnen, Margit Otto – Crepin, Silbermedaillen – Gewinnerin bei den Olympischen Spielen in Seoul,….und Stieftochter Ellen, die beginnt in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten.

„Ellen war für die Europameisterschaften in Hagen und die Weltreiterspiele in Aachen Reservistin. Doch dann hatten wir das Pech gehabt, dass Isabell Werth mit Satchmo ein Reservepferd für den ihren ausgefallenen Warum nicht hatte. In diesem Jahr war es dann endlich so weit…Ellen wurde mit der Stute Donatha in Turin Vize – Europameister mit der Mannschaft.“ So spricht einer, der den Erfolg immer noch sucht.

Das Pferd steht immer im Mittelpunkt. Es gibt keine Schablone, für jedes Pferd muss der geeignete Weg in der Ausbildung gefunden werden. Die Losgelassenheit steht für ihn immer im Vordergrund. Jedes Pferd kam bereits in jungen Jahren in den Stall Schulten-Baumer und wurde behutsam aufgebaut. Insgesamt neun Mal erhielt der Doktor den Otto-Lörke-Preis für das erfolgreichste Nachwuchs Grand Prix Pferd.

Um seinen Blick für talentierte Pferde beneidet ihn die Welt. Das Know-how, kombiniert mit dem richtigen Pferdeverstand, der guten Portion Ehrgeiz und dem Einfühlungsvermögen – das macht den Doktor aus. So predigt er, dem vor zwei Jahren auch der Titel des Reitmeisters verliehen wurde. „Reiten ist sein Leben und das mit jeder Konsequenz. Ziele und Herausforderungen sind für ihn das Credo“, so die Championatskaderreiterin Ellen. Und weiter: „Pferde aus der Reserve zu locken, locker und zufrieden zu reiten, zu motivieren, sie abwechslungsreich zu arbeiten, den Charakter mit einzubeziehen, das ist sein Leitspruch.